Sich selbst unerbitterlichen Anstrengungen aussetzen – Wer macht sowas freiwillig?!
Seit dem jüngsten Ironman auf Hawaii, den der deutsche Olympionike Jan Frodeno gewann, ist zumindest bei uns das Thema Extremsport in Form von physischen Grenzleistungen in einen besonderen Fokus gerückt. Doch schon vorher hörte man immer wieder davon: So zum Beispiel in der kostenfreien Zeitung der Deutschen Bahn vom August 2015. Hier wurde eine 24/-Wanderung dokumentiert – ohne Pause durch den Schwarzwald, abseits der Wege. Der Ironman auf Hawaii, bestehend aus knapp vier Kilometern schwimmen, gut 180 Kilometern Radfahren und einem anschließenden Marathonlauf, setzt allem die Krone auf.
Traditionsveranstaltungen
Welches Volk in Europa den größten Spaß am Extremsport-Massenevent hat? Die Niederländer! Man kann über die deutschen Nachbarn im Nordwesten sagen was man will, jedoch sind diese wesentlich fitter und aktiver als wir Deutschen. Schon vor über 100 Jahren bildeten sich in den Niederlanden einige sportliche Großveranstaltungen, denen Menschen auf der ganzen Welt ihren Respekt zollen: Zum einen das Nijmegen Vierdaagse. Diese reine Laufveranstaltung hat es in sich: Gestaffelt nach Alter, müssen die übrigens gelosten Teilnehmer bis zu 100 Kilometer täglich laufen, vier Tage nacheinander. Marschgepäck ist zwar nicht Pflicht, jedoch gleicht es an Selbstmord, an einem Sommertag ohne Proviant einen 100-km-Marsch anzutreten. Ein anderes Extrem ist die Elfstedentocht. Diese findet in Nordholland statt, jedoch nur, wenn der Winter besonders kalt ist. Wenn die Wasserstraßen der kanalreichen Gegend zugefroren sind, findet hier ein Wettrennen auf Schlittschuhen statt, durch elf friesische Städte. Die letzte Elfstedentocht fand 1997 statt. Für die Niederländer ist dies das Ereignis der Ereignisse – 160 Kilometer auf Schlittschuhen durch klirrende Kälte. Die Schnellsten schafften das bisher in gut sechs Stunden.
Wer tut sich sowas an?
Wenn diese beiden Beispiele auch stark traditionell sind, so wird das Vierdaagse von Nijmegen auch stark festivalisiert. Ebenso wie der Fishermans-Friend-Strongmanlauf oder das Tough-Mudder. Letzteres ist ein Hindernismarsch, wie der Name bereits sagt, durch Schlamm. Die Strecken sind über 15 Kilometer lang, ausgerichtet werden Tough-Mudder-Veranstaltungen rund um die Welt: In den USA, Europa, Kanada, Australien. Zwar werden hier auch die Schnellsten gekürt und jene, welche vor der Aufgabe kapitulieren, getröstet, jedoch gibt es einen entscheidenden Aspekt: Teamgeist. Als Gruppe zu trainieren, als Gruppe aufzutreten, und als Gruppe durch das Ziel zu kommen spornt unglaublich an, egal auf welcher Platzierung. Nach außen wird dies häufig durch dieselbe Montur, etwa Trikots oder T-Shirts, symbolisiert. Auch das niederländische Vierdaagse kann als Gruppe absolviert werden, es gibt Marschveranstaltungen, bei denen dies sogar Pflicht ist. Auch ist hier ein Schneeballeffekt zu erkennen, ala „Schaffen dies es, schaffen wir das auch!“.
Einer für alle, alle für einen
Dass ein Sportler oder eine Sportlerin allein loszieht, wenn eine Gruppenteilnahme auch möglich ist, sieht man selten oder eigentlich gar nicht. Es ist ja gerade das gemeinsame Ziel, welches verbindet, hinterher bleibt die gemeinsame Erinnerung, das Laufshirt wird nicht selten wie eine Reliquie aufbewahrt. Und nebenher bleibt man fit. Zugegeben, um gesund zu leben muss man kein Olympionike sein, doch bringt vielen Sportlern, ob Profi oder Amateur, die Bewegung nicht nur die Fitness, sondern auch Lebensqualität.